Montag, 6. Mai 2019

Ackerschachtelhalm und warum Gierschpesto (auch) keine Lösung ist...

 
"Liebe Frau Rotkraut,
ich habe da mal eine Zwischenfrage ;-):
Ihr Garten ist so wunderschön mit viele Liebe zum schönen Detail angelegt.
Mich würde mal interessieren, ob bei Ihnen auch der ungeliebte Ackerschachtelhalm vorkommt ?
Ich habe mich mittlerweile damit abgefunden, einmal im Garten, immer im Garten.
Aber gibt es etwas, was es ihm schwerer macht, bzw. vielleicht Pflanzen, die ihn überdecken ?
Ich wäre über einen Ratschlag total dankbar. Bei Ihrer Gartenerfahrung habe ich jetzt einfach mal angenommen, das ich bestimmt eine Antwort bekomme. Vielen lieben Dank !
Herzliche Grüsse von der Nordsee
Tanja" 






Liebe Tanja, da ich nicht weiss ob Sie noch im Post nach einer Antwort schauen und es vielleicht noch ein paar Ackerschachtelhalmgeplagte gibt hier nun meine Antwort. 
Wir selber haben keinen Schachtelhalm in unserem Garten, er würde sich bei unseren Bodenverhältnissen auch nicht besonders wohl fühlen, dafür haben wir reichlich! Giersch und Scharbockskraut im Garten. Sollte mal ein erhöhter Bedarf an Vitamin C in der westlichen Hemisphäre bestehen, wir könnten da aushelfen...

Eins vielleicht noch vorneweg, ich koche auch nur mit Wasser bzw. ich jäte, denn Gierschpesto ist (auf Dauer) auch keine Lösung...

Aber jetzt zum Ackerschachtelhalm, er ist ein Rhizom-Geophyt und das bedeutet, dass es ausgesprochen schwer ist ihn los zu werden.
Ich vermute Ihr Boden ist schwer, verdichtet und feucht, da gäbe es die Möglichkeit, um es dem Ackerschachtelhalm etwas ungemütlich zu machen, den Boden mit Kompost oder fermentierte Baumrinde (Rindenhums) aufzulockern. Auch kann Gesteinsmehl und Bodenmikroorganismen in den Boden eingearbeitet werden. Oft lässt sich dadurch die Besiedlung eindämmen, gänzlich verschwinden wird er wohl nicht...

Eine weitere Möglichkeit ist, der Pflanze das Licht durch Folie oder Pappkartons zu nehmen, allerdings kann der Ackerschachtelhalm in 1,60 Meter Tiefe keimen, dies hat zur Folge das er am Rand der Abdeckung wieder "auftaucht"... 
Und dann wäre noch das gute, alte Jäten, allerdings nicht mit einer Hacke, sondern mit der Grabgabel, so lockert man den Boden ohne die Pflanze zu zerhacken, was zur Folge hätte das aus einem Ackerschachtelhalm 10 werden, denn jedes Stückchen davon ergibt ein neues Pflänzchen...

Wir haben in dem Garten der Tochter ähnliche Bodenverhältnisse und haben mit diesen Maßnahmen gute Erfolge erzielt. Sicher ist es anstrengend aber es lohnt!!!

Ein guter Ansatz, der leider immer noch Zuwenig verwendet wird, ist eine flächige Pflanzung, also nicht kleckern, sondern klotzen. Denn dicht an dicht gepflanzt nimmt es den nicht gewünschten Pflanzen Licht und Nährstoffe. Sicher, alles eine Kostenfrage, aber "Mittelchen" kosten auch...

Nun zu den Pflanzen, besser gesagt zu den Stauden - da ich nicht die Lichtverhältnisse in Ihrem Garten kenne, ist eine Empfehlung nicht so einfach. Was mir spontan einfällt wäre:

Phlomis russeliana - Brandkraut, 
hat schöne große Blätter bodennah, blüht allerdings erst im folge Jahr

Alchemilla mollis - Weicher Frauenmantel
ein dankbarer Allrounder

Geranium nodosum - Bergwald-Storchschnabel
unser Allheilmittel gegen den Giersch, aber Achtung versamt sich reichlich!!!

Sanguisorba obtusa - japanischer Wiesenkopf

Bistorta officinalis - Schlangen Knöterich 

Hermerocallis - Taglilien 

oft hilft auch die Bezeichnung "Wiese"  z.B. Wiesensalbei, Wiesenmargerite, um zu erkennen, dass dies Pflanzen sind die mit feuchten Böden zurechtkommen

als Gräser kommen in Frage: Carex muskingumensis - Palmwedel Segge
Wir haben auch gute Erfahrungen mit 
Sesleria heufleriana - Grünes Kopfgras,  
Hakonechloa macra - japanisches Berggras gemacht


 Zum Schluss möchte ich Ihnen noch eine Empfehlung geben, ich weise ausdrücklich! daraufhin, dass dies keine Werbung ist und alle genannten Produkte selbst gekauft, benutzt und für empfehlenswert gehalten werden.
1. Ich kann ich jedem Garten-Enthusiasten den Bodenaktivator von der Firma Oskorna ans Herz legen, es ist erstaunlich was es kann. 
Zum 2. kann ich das Buch von Till Hofmann und Torsten Matschiess "Und es wächst doch" ans Herz legen, ein wirklich! guter Ratgeber!!!

Ich hoffe ich konnte ein wenig helfen und wenn es noch Fragen gibt dann her damit,
allerdings kann die Beantwortung etwas dauern
denn,
ich bin im Garten...


2 Kommentare:

Daniela hat gesagt…

Hallo zusammen!

Also wir haben durch verdichteten,feuchten/schweren Boden Acker- und auch Sumpfschachtelhalm! Ich kann aus Erfahrung sagen, dass man ihn nie ganz wegbekommt, aber etwas zurückdrängen kann. Durch regelmäßige Bodenbearbeitung mit lockern, Kompostgaben, Mulchen mit Laub oder Grasschnitt, haben wir ihn um mindestens 80% aus den Beeten verdrängen können. Immer wieder die Stängel rausreißen oder etwas in der Tiefe abstechen (ich nenne es scherzhaft Spargel stechen), kann ihn schwächen. Aber wir brauchen uns nichts vormachen, sobald man mit diesen Maßnahmen aufhört, wird er wieder mehr werden. Jedes Frühjahr kommt er zuerst wieder kräftiger raus, dann heißt es am Ball bleiben. Den letzten heißen und trockenen Sommer mochte er garnicht und war fast verschwunden!
Ich habe mich inzwischen an ihn gewöhnt und entferne ihn lieber als Unkraut wie Quecke oder Melde! Außerdem lässt sich ja auch noch eine tolle Ackerschachtelhalmbrühe gegen Pilzkrankheiten und zur Pflanzenstärkung daraus machen!

Vielleicht konnte ich etwas weiterhelfen.

Viele Grüße
Daniela aus Uelzen

Anonym hat gesagt…

Liebe Frau Rotkraut,
ich bin überwältigt von ihrer umfangreichen Antwort und den vielen guten Tips, dankeschön !
Mit der Grabegabel haben wir auch schon sehr viel gearbeitet - das ist wirklich sehr mühsam ... man muss ja immer dranbleiben ... manchmal nicht ganz einfach bei einer arbeitsreichen 40 Stunden-Woche ;-)
Momentan haben wir auf einigen Beeten auch eine Rindenmulchabdeckung, was natürlich das Jäten erschwert.
Giersch haben wir übrigens auch ein einem Beet, den sehe ich mittlerweile als Bodendecker.
An der Bodenverbesserung könnten wir noch arbeiten, das ist ein guter Ratschlag, den ich dankbar aufnehme. Wir haben Marschboden, der aber in einiger Tiefe sehr verdichtete Schichten hat, da wir nah an der Elbe sind (Wattboden).
Oscorna Bodenaktivator haben wir auch schon im Einsatz aber nur gezielt bei Pflanzungen.
Wir werden ihn wohl mal zusammen mit Humus probeweise auf einem kleineren Beet ausbringen,um die Bodenverhältnisse zu verbessern, aber das ist dann wohl eine langfristige Maßnahme !
Ganz begeistert bin ich auch von Ihren Pflanzenvorschlägen, das japanische Berggras sieht sehr schön aus, das kommt evtl. für uns in Frage.
Schlangenknöterich finde ich auch toll, ich hoffe, er ist aber nicht so verbreitgungsfreudig !?
Ich hatte bis jetzt immer Angst vor einer zu dichten Bepflanzung, da das ja dann das Grabegabeln bzw. Jäten erschwert, aber wenn der Schachtelhalm dadurch sozusagen ein wenig verdrängt bzw. "erdrückt" wird, wäre das natürlich super.
Ganz zum Schluß noch einmal Danke für den Buchvorschlag, auch der interessiert mich sehr !
Auf jeden Fall verbleibe ich mit herzlichem Gruß weiter eine Bewunderin ihres Gartens und ihrer Tatkraft ...

Achja ... und auch der "Leidensgenossin" Daniela vielen Dank für den Beitrag !